Fundamentos destacados: 25. b) Basándose en este análisis, el Tribunal Federal de Justicia concluye en su apreciación que el anuncio vulnera la dignidad humana debido a su finalidad. La publicidad que llama la atención y explota la miseria de los afectados como objeto de atracción para su propio beneficio comercial es incompatible con el artículo 1, apartado 1, de la Ley Fundamental. Un llamamiento a la solidaridad con las personas necesitadas es cínico y viola su derecho al respeto y a la solidaridad humana por su propio bien si se combina con el interés comercial de aumentar el propio volumen de negocios de la empresa en un ámbito completamente distinto.
26. Esta sentencia no reconoce el alcance de la dignidad humana como barrera a la libertad de expresión en el derecho de la competencia. La dignidad humana también establece un límite absoluto a la libertad de expresión en el derecho de la competencia (véase BVerfGE 102, 347 <366 f.>). El Art. 1 párrafo 1 de la GG obliga a la autoridad estatal a proteger a todas las personas contra los ataques a la dignidad humana. Tales ataques pueden consistir en humillación, señalamiento, persecución, ostracismo y otras formas de comportamiento que nieguen a la persona afectada su derecho al respeto como ser humano (cf. BVerfGE 1, 97 <104>). La dignidad humana como fundamento de todos los derechos fundamentales no puede contraponerse a ningún derecho fundamental individual. Sin embargo, dado que los derechos fundamentales en su conjunto son concreciones del principio de la dignidad humana, siempre se requiere una justificación cuidadosa si se quiere suponer que el uso de un derecho fundamental viola la dignidad humana inviolable (cf. BVerfGE 93, 266 <293>). Al interpretar el artículo 1 de la UWG, esto también se aplica en particular porque si se asume una violación de la dignidad humana, la justificación, por lo demás necesaria, de la injerencia en la libertad de expresión por una preocupación suficientemente importante, en particular por una amenaza a la competencia basada en el rendimiento (véase BVerfG, Sala 1ª del Primer Senado, decisión de 6 de febrero de 2002 – 1 BvR 952/90, 1 BvR 2151/96 -, NJW 2002, p. 1187 <1188>), ya no se aplica.
27. Aplicando esta norma, el propósito publicitario de llamar la atención del anuncio no justifica la valoración de que el anuncio viola la dignidad humana. El anuncio menciona la miseria de los enfermos de SIDA y deja la interpretación al espectador. El propósito publicitario no lo transforma en un mensaje que carezca del respeto necesario, por ejemplo burlándose, ridiculizando o humillando a los afectados o trivializando, defendiendo o situando el sufrimiento representado en un contexto ridículo o macabro. El mero hecho de que la empresa anunciante intente también beneficiarse de la atención pública atraída por el anuncio no justifica la grave acusación de violación de la dignidad humana. La protección de la dignidad humana justifica una prohibición de publicidad en el marco del artículo 1 de la UWG, con independencia de la prueba de una amenaza para la competencia en cuanto al fondo, si la publicidad alcanza el límite absoluto de la dignidad humana debido a su contenido. Si se respeta este límite, el contexto publicitario por sí solo no puede dar lugar a una expresión de opinión por lo demás permisible que viole la dignidad humana. El anuncio bien puede percibirse como extraño o considerarse inapropiado porque no aborda el sufrimiento en el contexto político, benéfico o informativo habitual, sino en un contexto comercial (véase BVerfGE 102, 347 <363>). Tratar estos temas exclusiva o principalmente en relación con el sufrimiento en sí puede ser moralmente preferible, pero no lo exige el art. 1 párr. 1 GG.
[Traducción de LP]
25. b) Ausgehend von dieser Analyse kommt der Bundesgerichtshof in seiner Bewertung zu dem Ergebnis, die Anzeige verletze wegen ihres Zwecks die Menschenwürde. Aufmerksamkeitswerbung, die das Elend der Betroffenen zum eigenen kommerziellen Vorteil als Reizobjekt ausbeute, sei mit Art. 1 Abs. 1 GG unvereinbar. Ein Aufruf zur Solidarität mit Menschen in Not sei zynisch und verletze ihren Anspruch auf Achtung und mitmenschliche Solidarität um ihrer selbst willen, wenn er mit dem Geschäftsinteresse verbunden werde, die eigenen Unternehmensumsätze in einem ganz anderen Bereich zu steigern.
26. Diese Beurteilung verkennt die Reichweite der Menschenwürde als Schranke der Meinungsfreiheit im Wettbewerbsrecht. Die Menschenwürde setzt der Meinungsfreiheit auch im Wettbewerbsrecht eine absolute Grenze (vgl. BVerfGE 102, 347 <366 f.>). Art. 1 Abs. 1 GG verpflichtet die staatliche Gewalt, alle Menschen gegen Angriffe auf die Menschenwürde zu schützen. Solche Angriffe können in Erniedrigung, Brandmarkung, Verfolgung, Ächtung und anderen Verhaltensweisen bestehen, die dem Betroffenen seinen Achtungsanspruch als Mensch absprechen (vgl. BVerfGE 1, 97 <104>). Die Menschenwürde als Fundament aller Grundrechte ist mit keinem Einzelgrundrecht abwägungsfähig. Da aber die Grundrechte insgesamt Konkretisierungen des Prinzips der Menschenwürde sind, bedarf es stets einer sorgfältigen Begründung, wenn angenommen werden soll, dass der Gebrauch eines Grundrechts die unantastbare Menschenwürde verletzt (vgl. BVerfGE 93, 266 <293>). Bei der Auslegung des § 1 UWG gilt das insbesondere auch deshalb, weil bei Annahme eines Verstoßes gegen die Menschenwürde die sonst notwendige Rechtfertigung des Eingriffs in die Meinungsfreiheit durch einen hinreichend wichtigen Belang, insbesondere durch eine Gefährdung des an der Leistung orientierten Wettbewerbs (vgl. BVerfG, 1. Kammer des Ersten Senats, Beschluss vom 6. Februar 2002 – 1 BvR 952/90, 1 BvR 2151/96 -, NJW 2002, S. 1187 <1188>), entfällt.
27. Bei Anwendung dieses Maßstabs trägt der Aufmerksamkeitswerbezweck der Anzeige nicht die Bewertung, die Anzeige sei menschenwürdeverletzend. Die Anzeige benennt das Elend der Aidskranken und überlässt dem Betrachter die Interpretation. In eine Botschaft, die den gebotenen Respekt vermissen ließe, indem sie etwa die Betroffenen verspottet, verhöhnt oder erniedrigt oder das dargestellte Leid verharmlost, befürwortet oder in einen lächerlichen oder makabren Kontext stellt, wird sie durch den Werbezweck nicht verwandelt. Allein der Umstand, dass das werbende Unternehmen von der durch die Darstellung erregten öffentlichen Aufmerksamkeit auch selbst zu profitieren versucht, rechtfertigt den schweren Vorwurf einer Menschenwürdeverletzung nicht. Der Schutz der Menschenwürde rechtfertigt im Rahmen des § 1 UWG unabhängig vom Nachweis einer Gefährdung des Leistungswettbewerbs ein Werbeverbot, wenn die Werbung wegen ihres Inhalts auf die absolute Grenze der Menschenwürde stößt. Wird diese Grenze beachtet, kann nicht allein der Werbekontext dazu führen, dass eine ansonsten zulässige Meinungsäußerung die Menschenwürde verletzt. Wohl kann die Anzeige, indem sie Leid nicht im sonst üblichen politischen, karitativen oder berichterstattenden, sondern in einem kommerziellen Kontext thematisiert, als befremdlich empfunden oder für ungehörig gehalten werden (vgl. BVerfGE 102, 347 <363>). Ein ausschließlich oder vorrangig auf das Leid selbst bezogener Umgang mit derartigen Themen mag moralisch vorzugswürdig sein, durch Art. 1 Abs. 1 GG geboten ist er nicht.
[Idioma original]
Im Namen des Volkes
In dem Verfahren
über
die Verfassungsbeschwerde
der G… AG & Co. KG,
– Bevollmächtigter: Professor Dr. Gunnar Folke Schuppert, Kaiserdamm 28, 14057 Berlin –
gegen das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 6. Dezember 2001 – I ZR 284/00 –
hat das Bundesverfassungsgericht – Erster Senat – unter Mitwirkung
des Präsidenten Papier,
der Richterinnen Jaeger,
Haas,
der Richter Hömig,
Steiner,
der Richterin Hohmann-Dennhardt
und des Richters Bryde
am 11. März 2003 beschlossen:
Das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 6. Dezember 2001 – I ZR 284/00 – verletzt die Beschwerdeführerin in ihrem Grundrecht aus Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes. Es wird aufgehoben. Die Sache wird an den Bundesgerichtshof zurückverwiesen.
Die Bundesrepublik Deutschland hat der Beschwerdeführerin die notwendigen Auslagen zu erstatten.
Gründe:
A.
Die Verfassungsbeschwerde betrifft die wettbewerbsrechtliche Zulässigkeit des Abdrucks einer Werbeanzeige der Firma Benetton.
Die Anzeige wurde in einer von der Beschwerdeführerin herausgegebenen Illustrierten veröffentlicht. Sie zeigt einen Ausschnitt eines nackten menschlichen Gesäßes, auf das die Worte «H.I.V. POSITIVE» aufgestempelt sind. Rechts darunter am Bildrand stehen in kleinerer, weißer Schrift auf grünem Grund die Worte «UNITED COLORS OF BENETTON». Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs e.V. verklagte die Beschwerdeführerin nach erfolgloser Mahnung darauf, die Veröffentlichung der Anzeige zu unterlassen. Das Landgericht gab der Klage statt. Die Sprungrevision der Beschwerdeführerin blieb erfolglos. Der Bundesgerichtshof hielt die Anzeige für wettbewerbswidrig, weil sie die durch das dargestellte Leid ausgelösten Mitleidsgefühle der Verbraucher zu Wettbewerbszwecken ausnutze. Sie verletze zudem die Menschenwürde H.I.V.-Infizierter, weil sie diese stigmatisiere und als ausgegrenzt darstelle.
Auf die Verfassungsbeschwerde der Beschwerdeführerin hin hob das Bundesverfassungsgericht das Revisionsurteil wegen Verletzung ihres Grundrechts auf Pressefreiheit auf und verwies die Sache an den Bundesgerichtshof zurück. Die der Annahme eines Menschenwürdeverstoßes zugrunde liegende Deutung der Anzeige als stigmatisierend sei nicht nahe liegend, der Bundesgerichtshof habe es versäumt, sich mit dem wesentlich näher liegenden sozialkritischen Aussagegehalt der Anzeige auseinander zu setzen (BVerfGE 102, 347 <358 ff.>).
Der Bundesgerichtshof wies die Revision gegen die «H.I.V. POSITIVE»-Anzeige mit dem hier angegriffenen Urteil erneut zurück (BGHZ 149, 247). Die Anzeige sei ein sprechendes Bild mit meinungsbildendem Inhalt, ohne selbst die Richtung der Meinungsbildung zu weisen. Unterschiedliche Verständnisse und Reaktionen seien möglich, die einander nicht ausschlössen. So könne die Anzeige durchaus als Sozialkritik verstanden werden. Dass sie ausgrenzend gemeint sei, sei nicht nahe liegend. Aufgrund des unübersehbaren Werbekontextes werde die Anzeige jedenfalls überwiegend als Aufmerksamkeitswerbung wahrgenommen, mit der das Unternehmen in erster Linie sich selbst geschäftsfördernd ins Gespräch bringen wolle. Die weit überwiegende Zahl der Aidskranken werde dies als zynisch empfinden und sich in ihrer Menschenwürde herabgesetzt fühlen.
Die angegriffene Anzeige verletze trotz ihres Charakters als Meinungsäußerung die Menschenwürde Aidskranker. Bindende Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts stünden dieser Feststellung nicht entgegen. Das Bundesverfassungsgericht habe beanstandet, dass der Bundesgerichtshof in seinem ersten Urteil die Wettbewerbswidrigkeit der Anzeige mit einer Stigmatisierung der Aidskranken begründet und näher liegende Deutungsmöglichkeiten nicht beachtet habe. Nunmehr werde davon ausgegangen, dass die Anzeige selbst überhaupt keine Aussage mache, sie sei ausschließlich Reizobjekt, jede Wertung sei die des Betrachters. Angesichts der gewollten Verständnisoffenheit der Anzeige müsse sich das werbende Unternehmen objektiv vorhersehbare, nahe liegende Verständnismöglichkeiten zurechnen lassen.
[Continúa…]
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